"OR = Licht" Projektziel
von OR ist es das in haGalil onLine entstandene breitenwirksame
Bildungsangebot, insbesondere in den Bereichen jüdische Geschichte, Kultur und
Religion sowie Schoah, Antisemitismus und Rechtsextremismus für
MultiplikatorInnen und Jugendliche sicher zu stellen. 1. Ziele und SchwerpunkteAntisemitismus ist Bindeglied unterschiedlichster rechtsextremer Bewegungen und das charakteristische Merkmal nazistischer Ideologien. Die Bekämpfung des Antisemitismus ist daher in der Bekämpfung des Nazismus von allergrößter Wichtigkeit.
1.1. Bildung im Internet: Gegen Antisemitismus, Rassismus und RechtsextremismusMit der wachsenden Bedeutung des Internets als Informations-, Bildungs- und Kommunikationsmedium hat auch die nazistische Propaganda im Internet massiv zugenommen. Neonazistische Gruppen und Kameradschaften haben bereits frühzeitig die Chancen des neuen Mediums, über das Internet wesentlich breitere Bevölkerungsgruppen anzusprechen als dies beispielsweise durch Flugblätter oder Lokalveranstaltungen möglich ist, erkannt. Charakteristisch ist dabei vor allem die Möglichkeit, Zielgruppen stichwortbezogen anzusprechen und auf diese Weise mit nazistischem Gedankengut bekannt zu machen.
HaGalil onLine ist heute die wichtigste Informationsquelle für nichtjüdische und jüdische deutschsprachige Menschen zu Religion, Kultur, Geschichte und zur aktuellen Situation von Jüdinnen und Juden, zum Friedensprozess im Nahen Osten und zur Entwicklung neonazistischer und revanchistischer Aktivitäten. 1.1.1.
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An diesem Punkt bietet das Internet mit seinen
neuen Kommunikationsformen enorme Chancen, die haGalil onLine mit seinen
interaktiven Foren und Chaträumen aufgegriffen hat. Durch die Möglichkeit der direkten Kontaktaufnahme und Fragestellung kann hier der Dialog so direkt und unverkrampft stattfinden, wie die deutsch-jüdischen Verhältnisse es eben zulassen. |
Täglich machen davon Dutzende von LehrerInnen, SchülerInnen, JournalistInnen
und andere Interessierte auch per Email oder Telefon Gebrauch. Die
redaktionellen Bereiche werden monatlich von 140.000 LeserInnen genutzt.
Innerhalb der Vielfalt des Angebots von haGalil onLine konzentriert sich die
Arbeit von OR im Besonderen auf die Domains "holocaust.juden-in-europa.de",
"jiddisch.org" und "zionismus.info"
(vgl. Anhang Archiv Deutschland haGalil onLine Oktober 2002 im Folgenden:
Anhang Archiv).
Das in den vergangenen Jahren in Politik und Medien immer wieder diskutierte Thema "Rechtsextremismus im Internet" hat keineswegs an Brisanz verloren. Im Gegenteil, eine Druckschrift des Bundesamtes für Verfassungsschutz vom Oktober 2002 stellt sowohl einen quantitativen als auch qualitativen Anstieg rechtsextremer Präsenz im Internet fest.
Während viele rechtsextreme Internetseiten auf
Server in den USA verlegt wurden, um in Deutschland der Strafverfolgung zu
entgehen, wird eine Zunahme nazistischer Seiten im Jahr 2002 in Deutschland
vermerkt (Bundesamt für Verfassungsschutz: Rechtsextremismus im Internet, Köln
2002).
HaGalil onLine begegnet der steigenden Präsenz von
rechtsextremer Propaganda und Naziseiten im Internet auf drei strategischen
Ebenen.
- - An erster Stelle steht dabei das Prinzip
der inhaltlichen Gegensteuerung nach dem Motto "auf eine Seite voll
Lüge und Hass hundert Seiten Wahrheit". Dadurch wird das Erscheinen der
rechten Websites auf den ersten Rängen der Suchmaschinen verhindert und die
Chance, dass ein Schüler bei seiner Recherche nach stichwortbezogenen
Informationen auf einer Nazi-Seite landet, enorm vermindert.
Siehe auch:
"Erfolgreich gegen
Nazi-Propaganda im Internet:
Seite um Seite
- Wahrheit gegen Lüge und Hass".
- - An zweiter Stelle steht das bereits
angesprochene Prinzip der Ansprechbarkeit und Kommunikationsplattform.
Siehe auch:
"Beste
Vorraussetzung für Verständigung:
Begegnung und Information".
- - In Folge massiver Angriffe entwickelte
haGalil als dritte Komponente juristische Gegenmaßnahmen. Seit 1997
steht in haGalil onLine ein interaktives Formular zur Meldung rechtsextremer
Propagandadelikte zur Verfügung. Etwa 50% der sanktionierten Delikte in
Bezug auf rechtsextreme Seiten im Internet in Deutschland wurden bisher über
das Meldeformular in haGalil onLine zur Anzeige gebracht und strafrechtlich
verfolgt.
Siehe auch:
"Erfolgreich gegen
Nazi-Propaganda im Internet:
Meldeformular hat sich bewährt".
OR nahm seine Arbeit Mitte Mai 2002 auf. Zu dieser Zeit steuerte der antisemitische Diskurs des Jahres 2002 in Deutschland auf seinen ersten Höhepunkt: Martin Walsers Buch wurde von Frank Schirrmacher im Vorfeld seines Erscheinens als antisemitisch charakterisiert. Zur gleichen Zeit wurden innerhalb der FDP erste Stimmen laut, Juden als einem vermeintlichen Kollektiv die Schuld an der Kriegssituation im Nahen Osten zu zuschreiben.
Der Konflikt im Nahen Osten wurde von Teilen der FDP, im offensichtlichen Bemühen um ihre Wählerpotentiale, auf den bundesdeutschen Boden geholt. Dass dabei uralte antisemitische Vorurteile bemüht und antizionistische Formulierungen über die Grenze des Existenzrechts Israel hinaus ausgereizt wurden, war bisher der klimatischen Umgebung von rechtsextremen Kreisen vorbehalten und stellte in dieser Form von medialer Öffentlichkeit ein Novum dar. |
Dabei wurde deutlich, dass die Gesellschaft
weiterhin eine differenzierte Auseinandersetzung mit Vorurteilen und Klischees
des Antisemitismus braucht.
Die Debatte nahm dabei für einen Großteil der hier
lebenden Jüdinnen und Juden bedrohliche Ausmaße an. In der haGalil-Redaktion
nahm die Diskussion um diese Entwicklung wie ihre Dokumentation breiten Raum
ein: Kontakte zu kritischen JournalistInnen und AutorInnen wurden hergestellt,
deutsche und internationale Presseberichte ausgewertet und gemeinsam mit
eigenen Artikeln in den Domains "klick-nach-rechts.de"
und "antisemitismus.net"
veröffentlicht (vgl. Anhang
Archiv).
Parallel wurde die Hintergrundbericht-erstattung in haGalil onLine zum Konflikt im Nahen Osten intensiviert, den Positionen der Friedensbewegung wurde und wird eine wichtige Bedeutung beigemessen: die MitarbeiterInnen von OR werteten israelische Presseberichte aus und arbeiteten so der Redaktion haGalil onLine zu. |
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Die Diskussionen des vergangenen Jahres zeigen, dass die politischen und geschichtlichen Hintergründe des Konfliktes im Nahen Osten nur unzureichend bekannt sind. Daraus resultiert unter anderem der undifferenzierte Gebrauch von Begriffen wie "Zionismus" und "Antizionismus".
Daher rief OR das Projekt "Grundlagentexte des Zionismus" ins Leben, das die Idee des Zionismus anhand ursprünglicher Quellen verdeutlicht. Kernstück des Projektes sind die Publikationen von Theodor Herzl, Begründer des politischen Zionismus. Neben seinem programmatischen Manifest "Der Judenstaat", das seine Vorstellung zu Gründung und Aufbau eines jüdischen Staates als Lösung der antisemitischen Bedrohung für Europas Juden enthält, wurde sein utopischer Roman "Altneuland" veröffentlicht.
Alle diese Grundlagentexte stehen mittlerweile als Bildungs- und Forschungsmaterial online kostenlos zur Verfügung (vgl. Anhang "Grundlagentexte"). Der Roman "Altneuland" ist in Deutschland im Buchhandel nicht mehr erhältlich und nur nach monatelangen Wartezeiten in den öffentlichen Bibliotheken bekommen. Die Aufbereitung der Texte im Internet wird unsere Bemühungen, die Texte in Buchform zu veröffentlichen, erleichtern, da eine Grundlage und Vorarbeit zur Drucklegung bereits geschehen ist. |
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Der israelische Dokumentarfilm "Promises
Versprechen" war die Grundlage für ein gemeinsames Schulkinoprojekt mit der EYZ
Kino GbR. Es wurden Lehrerhandreichungen erstellt und Aufführungen des Filmes für Schulklassen begleitet. Über haGalil onLine sollen weitere Schulen und Bildungseinrichtungen zur Kooperation angeregt werden. |
Die MitarbeiterInnen von OR und Tacheles reden! e.V. betreuten die von einem Praktikanten durchgeführte Systematisierung der über 1.000 in haGalil onLine vorliegenden Dateien zu den Themen Antisemitismus, Antijudaismus, Antizionismus und Revisionismus. |
Im Mai wurde im Gymnasium in Oberhaching, Landkreis München ein Vortrag mit anschließender Diskussion zu "Rechtsextremismus im Internet" gehalten. Im Juli 2002 fand eine weitere Veranstaltung zum Thema "Aktueller Antisemitismus" in der "Topographie des Terrors" statt mit einer nachfolgenden Präsentation von haGalil onLine und OR Licht. Bildung gegen Antisemitismus. |
Im Rahmen der Veranstaltung "Man wird ja wohl noch ... Aktueller Antisemitismus in Deutschland" von Tacheles reden! e.V. im Juli wurden die Konzepte von haGalil onLine gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus im Internet vorgestellt und diskutiert.
Im Oktober 2002 wurden, mangels eigener Kapazitäten, ReferentInnen für die Hochschultage Halle vermittelt.
Auf dem "Antifaschistischen Ratschlag" in Weimar im November 2002 wurde ein Praxisseminar "Rechtsextremismus im Internet" abgehalten und die Projekte haGalil onLine und OR vorgestellt.
Im Dezember wird im Rahmen eines deutsch-polnischen Jugendtreffens in Berlin-Pankow ein Workshop zu "Rechtsextremismus im Internet und Gegenstrategien" stattfinden.
Reaktionen auf die tägliche Arbeit erfahren wir einmal über die steigende Zahl der UserInnen, in den interaktiven Bereichen des Internets und bei öffentlichen Veranstaltungen. Als ein Ergebnis können wir statuieren, dass ein großes Informationsdefizit insbesondere zu den Themenbereichen jüdisches Leben, Kultur und Geschichte besteht und ein ebenso großes Informationsbedürfnis.
In der Auseinandersetzung um den virulenten Antisemitismus wurde deutlich, dass vor allem Jugendlichen in Regionen rechter Hegemonie Argumentationshilfen fehlen, den gängigen antisemitischen Stereotypen entgegen zu treten. In der konkreten Arbeit gegen Rechtsextremismus im Internet wurde deutlich, dass vor allem MultiplikatorInnen die Dimensionen rechtsextremer Propaganda im Netz gar nicht bekannt waren.Die Konzeptionen von haGalil onLine neben dem Angebot des Meldeformulars als Gegenmaßnahme (vgl. 1.1.2.) zu rechtsextremer Propaganda im Internet eröffneten Diskussionen um die Möglichkeiten und Notwendigkeit von online-Bildungsarbeit.
In der direkten Zusammenarbeit mit den Zielgruppen (Email, Foren, Veranstaltungen) berücksichtigen wir geschlechtsspezifische Kriterien. Die Teilnahme von Mädchen und Jungen ist ausgeglichen. Genderpolitik wird im Gesamtprojekt als Querschnittsaufgabe verstanden.
Innerhalb unseres Projektes wurden die inhaltlich und technisch hochqualifizierten Stellen von Frauen besetzt, was auch in Zukunft beibehalten wird. Bei der Planung der Aktivitäten gelten gleiche Chancen für Männer und Frauen, es werden gleiche Partizipationsmöglichkeiten an den Seminaren, Workshops und Vorträgen gewährleistet. |
Es werden wöchentlich Artikel und Berichte von Bet Debora (bet-debora.de) veröffentlicht, um feministischen Aspekten innerhalb des Judentums Raum zu geben. In der Domain berlin-judentum.de wird großer Wert darauf gelegt, weibliche Persönlichkeiten der jüdischen Geschichte vorzustellen, die ansonsten in Vergessenheit geraten.
Der in diesem Jahr öffentlich geführte Diskurs über Antisemitismus (vgl. 1.1.3.) und die daran anschließende Debatte haben die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Arbeit zu diesem Thema erneut deutlich gemacht. Die tiefe Verwurzelung antisemitischer Stereotype ist erschreckend und weit verbreitet.
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Dem Mord von rechtsextremen Tätern an einem Jugendlichen in der Uckermark, der am 18. November 2002 bekannt wurde, ging die Stigmatisierung des Opfers als "Jude" voraus (http://www.klick-nach-rechts.de/gegen-rechts/2002/11/nazimord.htm). Die Erfahrungen, die "OR Licht. Bildung gegen Antisemitismus" in der kurzen Phase machen konnte, zeigten den weiteren dringenden Handlungsbedarf auf. Im folgenden Jahr will OR die begonnenen Initiativen weiterführen und weitere Informationen und Texte zur Bildungsarbeit in haGalil onLine zur Verfügung stellen. Die Ressorts sollen weiter ausgebaut, Kontakte zu anderen Initiativen und die öffentliche Präsenz weiter ausgeweitet werden. Das Konzept gegen Rechtsextremismus im Internet "auf eine Seite voll Lüge und Hass hundert Seiten Wahrheit" wird weiter geführt. |
Wir hoffen sehr, dass das Programm ENTIMON weiter geführt und die Arbeit gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus nachhaltig fortgesetzt werden kann. Es wäre verhängnisvoll, wenn die langfristig angelegte und nachhaltig wirksame Initiative einer konjunkturellen Krise zum Opfer fiele.
Handbuch Antirassismus ersch. 2002
pp 61-66
Handbuch Rechtsradikalismus ersch. 2002
pp 129-141 u. 173-189
Eine Flut von Wahrheit gegen die Hetze:
Bastion gegen den Antisemitismus
Wer sich vor wenigen Jahren im Internet über jüdische Feiertage
informieren wollte, geriet schnell auf antisemitische Seiten...
BADISCHE ZEITUNG
Gegen antisemitische Propaganda:
"Das Netz nutzen"
haGalil-online gehört zu den weltweit größten
Online-Diensten, die Informationen zum Thema Judentum anbieten. Wie entstand
die Idee, ein solches Internet-Angebot zu etablieren?...
BLICK NACH RECHTS
haGalil onLine 2002:
Wahrheit gegen Lüge und
Hass
"Wehe!
Mordechai ist übermütig geworden und von seinem Sieg geblendet. Er
übersieht die Zeichen der Zeit"...
HAGALIL
Interview mit David Gall:
"Hundert Seiten
gegen jede Naziseite"
Ein wichtiges Medium zur Verbreitung judenfeindlicher Propaganda ist
das Internet. Die Betreiber der jüdischen Online-Seite
Hagalil.com
versuchen, dem entgegenzutreten. Seit 1995 im Netz...
JUNGLE WORLD
Podiumsdiskussion zum
Thema:
"Rechtsextremismus im Internet"
Um unsere Lösungsansätze verständlich zu
machen, muss ich ihnen erst zwei grundsätzliche Thesen vortragen...
MEDIENFORUM DER BUNDESREGIERUNG
Erfolgreiches Engagement
gegen NS-Propaganda im Internet:
Meldeformular hat sich
bewährt
Nach eigenen Unterlagen haben die Rechtsanwälte, die mit haGalil
onLine und dem Förderverein haGalil zusammenarbeiten, im Jahr 2000
annähernd 100 Strafanzeigen wegen rechtsextremistischer Inhalte im
Internet erstattet...
HAGALIL
Hass und Hetze im Internet:
...was
dagegen getan werden kann
Die größte jüdische Gemeinschaft Europas findet
man nicht in Frankreich oder England, sondern im Internet. Das iw hat die
Macher von «haGalil onLine» in München besucht...
ISRAELITISCHES WOCHENBLATT
Gegen
Haßseiten im World Wide Web:
Kein
technisches Kraut gewachsen
Eine Art Zensurbehörde einzurichten,
die täglich die Millionen neuer Seiten im World Wide Web auf
ihren Inhalt prüft, würde nicht nur den Orwellschen Zukunftsstaat bei weitem
in den Schatten stellen; sie würde auch aus technischen Gründen schon im
Ansatz scheitern...
ALLG. JÜD. WOCHENZEITUNG
Antisemitismus im Wandel der Zeit:
Auch
Auschwitz begann mit Propaganda
Das Vorurteil, das von allen Vorurteilen das bösartigste
ist den Antisemitismus, haben wir während der letzten mindestens 2.500 Jahre
schon in so vielen Verkleidungen gesehen...
RABBINER M. MELCHIOR, STELLVERTRETENDER ISRAELISCHER AUSSENMINISTER
Antisemitismus / Antizionismus in Europa:
Der Angriff auf die Juden endet nicht mit den Juden!
DR. S.T. SAMUELS
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Zfath, 28. November 2002 |