
Bombe auf Friedhof
Auf dem Jüdischen Friedhof in
Berlin-Charlottenburg explodierte ein Sprengsatz. Auf einem weiteren
Friedhof wurden Gräber geschändet
NICOLE JANZ
BERLIN taz - Zwei Anschläge auf Friedhöfe wurden am
Samstag in Berlin verübt. Im Bezirk Charlottenburg hatten am Abend
Unbekannte einen Sprengsatz über den Zaun des Friedhofs der Jüdischen
Gemeinde geworfen. Mehrere Fensterscheiben einer Trauerhalle seien bei
der Explosion zersplittert, sagte ein Polizeisprecher. Verletzte gab es
keine.
In Berlin-Marzahn waren zuvor am Samstagmorgen auf dem
sowjetischen Soldatenfriedhof mehrere umgestürzte und mit NS-Symbolen
beschmierte Grabsteine entdeckt worden.
In beiden Fällen übernahm der Staatsschutz wegen eines
vermuteten rechtsextremistischen Hintergrunds die Ermittlungen. Zu den
Tätern konnten gestern noch keine Angaben gemacht werden. Ebenso war
unklar, ob ein Zusammenhang zwischen den beiden Taten besteht.
Der Berliner Innensenator Erhart Körting (SPD) sagte, es
werde sowohl im rechtsextremen Milieu als auch im Bereich des arabischen
Terrorismus ermittelt. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD)
reagierte auf die Nachricht empört: "Das ist ein schändlicher Anschlag.
Der Senat verurteilt diejenigen, die das getan haben."
Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in
Deutschland, Michel Friedman, verurteilte den Anschlag als einen "Akt
der Barbarei". Dass es auch noch im Jahre 2002 Anschläge auf jüdische
Friedhöfe gebe, zeige, wie ernst der Antisemitismus in der deutschen
Gegenwart zu nehmen sei.
Der Jüdische Friedhof in Berlin-Charlottenburg war
bereits 1998 Ziel eines Anschlages gewesen, der bundesweit Entsetzen
ausgelöst hatte. Eine selbst gebastelte Bombe explodierte auf dem Grab
von Heinz Galinski, des früheren Vorsitzenden des Zentralrats der Juden
in Deutschland. Damals war eine Sonderkommission des Staatsschutzes
gebildet worden - doch die Täter konnten bisher nicht ermittelt werden.
taz Nr. 6703 vom 18.3.2002
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hagalil.com / 17-03-02
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