Juden in Europa

Judentum und Israel
haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

  

hagalil.com

Search haGalil

Veranstaltungskalender

Newsletter abonnieren
e-Postkarten
Bücher / Morascha
Musik

Koscher leben...
Tourismus

Aktiv gegen Nazi-Propaganda!
Jüdische Weisheit
 

Nationale Streitkräfte

Wegen interner Auseinandersetzungen fällt es den Neonazis schwer, zu Demonstrationen und Kundgebungen am 1. Mai zu mobilisieren.

Von Mariella Schwertmüller

Zwei Wochen vor ihrem nationalen Kampftag sind die Vorbereitungen der extremen Rechten auf den 1. Mai immer noch nicht so richtig in Schwung gekommen. Das liegt nicht nur am schon länger währenden Streit zwischen der Neonazipartei NPD und den so genannten Freien Kameradschaften, sondern auch an den sich häufenden Auseinandersetzungen in den Kameradschaften selbst.

Denn seit dem Debakel in Leipzig am vorletzten Wochenende, als ein geplanter Aufmarsch nach sieben Stunden Rumstehen unter Polizeibewachung vom Anmelder Christian Worch schließlich abgesagt werden musste, ist sein Ruf als »Macher« in der Szene erst einmal ruiniert. In den einschlägigen Diskussionsforen im Internet werfen sich die Neonazis nun gegenseitig mangelnden Widerstand und fehlende Aktionsfreude angesichts der Hinhaltetaktik der Leipziger Polizei vor; gleichzeitig nimmt die Kritik an Worchs selbstherrlichem Verhandlungs- und Entscheidungsstil zu.

Lediglich diejenigen Neonazis, die bei der Abreise im Regionalzug nach Wolfen eine Gruppe linker Teenager und unbeteiligte Reisende terrorisierten, und einige hundert andere, die in Halle eine Ersatzdemonstration durchführten, äußern sich derzeit zufrieden über den »Abenteuerfaktor« des Leipziger Aufmarschs.

Nun soll in Frankfurt/Main am 1. Mai gerettet werden, was noch zu retten ist. Zusammen mit Thomas Wulff und Steffen Hupka versucht Worch die Freien Kameradschaften ausgerechnet dort zu sammeln, wo sie bereits im vergangenen Jahr nicht gerade erfolgreich waren, als 800 Neonazis verängstigt in Straßenbahnen und Bussen im Steinhagel standen. Auch das Rahmenprogramm dürfte mit Andre Lüders, dem thüringischen Imitator Frank Rennickes, für viele Neonazis nicht besonders interessant sein.

Wenig zugkräftig ist derzeit auch der Name Steffen Hupka, dessen »Szeneruf« nach seinem Rauswurf aus der NPD Sachsen-Anhalts, dem vergeblichen Putschversuch gegen Udo Voigt und den Rest der Parteiführung beim letzten NPD-Bundesparteitag im März und den ständigen Jammermails seiner Revolutionären Plattform doch recht arg lädiert ist.

Als Redner der Rechtsextremisten ist in Frankfurt neben den für ihre Langatmigkeit berüchtigten Organisatoren noch der schleswig-holsteinische NPD-Vorsitzende Peter Borchert angekündigt, der mit seiner Teilnahme in Frankfurt den offenen Konflikt mit der Bundesspitze der Partei sucht.

Auch die NPD-Führung schürt ihrerseits den Streit mit den Kameradschaften immer wieder neu an. So zitierte jüngst die NPD-Propagandapostille Deutsche Stimme einen Angriff des Parteivorsitzenden Voigt auf Worch und Hupka mit den Sätzen: »Es war für mich (...) nicht mehr akzeptabel, daß sich an der NPD vorbei tausende junger Menschen in immer mehr Grüppchen organisierten, die sich zwar national nannten, aber vornehmlich Eigeninteressen förderten oder Spielwiesen selbst ernannter Führer waren. Hier mussten wir den Versuch unternehmen, eine Bündelung der Kräfte zu erreichen, um junge Menschen vor möglichem 'Verheizen' zu bewahren und in einer Organisation wie der NPD zu integrieren.«

Die Partei plant, wie schon im vergangenen Jahr, regionale Aufmärsche in mehreren Städten. Unter dem schlichten Motto »Arbeit statt Globalisierung« hat sie sich in Berlin, Dresden, Göttingen, Mannheim, Ludwigshafen, Heidelberg und Nürnberg/Fürth angekündigt.

So unterschiedlich wie die Mobilisierungsversuche der Neonazis in den einzelnen Regionen sind derzeit auch die Planungen für Gegenaktivitäten von AntifaschistInnen und diversen Bündnissen gegen Rechts. Der deutlichste Widerstand gegen die Präsenz von Neonazis am 1. Mai regt sich derzeit in Göttingen und Ludwigshafen, wo sich auch der DGB an den Gegenaktivitäten beteiligen will.

In Dresden hingegen, wo sich schon am 1. Mai des vergangenen Jahres rund 1000 Neonazis weitgehend ungestört bewegen konnten, rechnet kaum jemand mit größeren Gegendemonstrationen. Es scheint, dass sich die sächsische Neonaziszene trotz aller Spitzelaffären und sonstigen Krisen der NPD in einer ähnlichen Größenordnung einfinden wird wie im Vorjahr.

Schwieriger hingegen ist es, die Situation in Berlin einzuschätzen. Erstmals seit einigen Jahren soll der NPD-Aufmarsch nicht im Ostberliner Stadtteil Marzahn beginnen, der beispielsweise im vergangenen Jahr und auch im Jahr 2000 von der Polizei hermetisch vor größeren Gruppen von AntifaschistInnen abgeriegelt wurde. Die Auftaktkundgebung der Neonazis soll in diesem Jahr am Ostbahnhof, an der Grenze zwischen Kreuzberg und Friedrichshain, stattfinden.

Bei allem Streit zwischen den Freien Kameradschaften und der NPD gibt es aber noch gemeinsame Ziele. Eines davon ist Leipzig. Denn Christian Worch möchte in der Stadt auf jeden Fall einen Marsch zum Völkerschlachtdenkmal durchführen. Die nächste von insgesamt fünf für dieses Jahr angekündigten rechten Demos ist für den 8. Juni geplant. Dann wollen die NPD und die Kameradschaften gleichzeitig durch Leipzig marschieren; die NPD will vom Völkerschlachtdenkmal aus gegen die Wehrmachtsausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung vorgehen, und die Freien Kameradschaften wollen es vom Hauptbahnhof ausprobieren.

hagalil.com 18-03-02


DE-Titel
US-Titel

Yiddish Books
Yiddish Music


Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!
Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!

Advertize in haGalil?
Your Ad here!

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved