Den Holocaust leugnend und den Nationalsozialismus
verherrlichend:
Polizei-Duldung von Neonazi-Konzert
Zu einem Neonazi-Konzert, das ungestört von der
Polizei stattfinden konnte
Ulla Jelpke
Am vergangenen Sonnabend fand in Dortmund ein
Neonazi-Konzert mit mehr als 1.000 Besuchern statt, auf dem die Bands "Oidoxie"
aus Dortmund, "Boots of Hate" aus Viersen, "Hauptkampflinie" aus Kassel, "Intimidation
one" und "Legion of thor" aus den USA auftraten.
Alle Bands haben Verbindungen zu dem in
Deutschland seit September 2000 verbotenen "Blood & Honour"-Netzwerk und
treten auf "Blood & Honour"-Konzerten auf. "Oidoxie" wird im
Verfassungsschutzbericht Nordrhein-Westfalen aufgeführt. Auf der mit
Hakenkreuzen und anderen NS-Symbolen übersäten Homepage von "Intimidation
one" führt ein Link zu Bands wie "Jew Slaughter" (deutsch:
"Judenschlachter"), für deren CD "Alcoholocaust" geworben wird. Die CD
"Völkermordzentrale" der ebenfalls in Dortmund aufgetretenen Band
"Hauptkampflinie" wurde 2000 in die Liste der jugendgefährdenden Schriften
aufgenommen.
Es ist ein Skandal, dass die Behörden das
Konzert nicht verboten oder zumindest sofort nach Beginn auflösten. Nach
Presseberichten wussten die Behörden viele Stunden vorher von dem Konzert.
Sie hatten also genügend Zeit, um Gegenmaßnahmen zu ergreifen, zumal
Konzerte für die neofaschistische Szene ein wichtiger Treffpunkt sind, wo
Kontakte geknüpft und ausgebaut werden. Hier rekrutiert die Nazi-Szene
Nachwuchs, hier werden Gelder eingenommen, mit denen neofaschistische
Organisationen sich finanzieren.
Stattdessen konnte das Konzert eindeutig
neonazistischer Bands unter dem Beifall von mehr als 1.000
rechtsextremistischen Besuchern ungestört sechs Stunden lang stattfinden,
konnten die Neonazis von Polizei und Staatsschutz unbehelligt
antisemitische, den Holocaust leugnende und den Nationalsozialismus
verherrlichende, volksverhetzende Propaganda verbreiten.
Für die Verantwortlichen bei Polizei und
Staatsschutz darf dies nicht folgenlos bleiben. Sie müssen von ihren Ämtern
zurücktreten. Ich unterstütze daher die Forderung örtlicher
antifaschistischer Initiativen nach dem Rücktritt des Polizeipräsidenten
Hans Schulze.
Die Verfasserin ist Abgeordnete im deutschen
Bundestag und die innenpolitische Sprecherin der PDS-Fraktion.
hagalil.com
18-03-02
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