
Diskussion im Internet
Medienforum diskutiert über Rechtsextremismus:
Begrenzte Schnittmenge
Erik Heier
Irgendwann hatte Andy Müller-Maguhn dann doch genug. Eine
Podiumsdiskussion über Rechtsextremismus im Internet, deren Konsens sich
nach seiner Meinung im Wesentlichen auf Verbieten, Verbieten, Verbieten
reduzierte, und das am besten noch über international einheitliche
Rechtsgrundlagen, das ging dem zensur-allergischen Sprecher des Chaos
Computer Club (CCC) und ICANN-Direktor gegen den Strich: "Bevor der Eindruck
entsteht, ich wäre derselben Meinung: Ich möchte keine durchgehende
Rechtsangleichung."
Beim zweiten Medienforum des Presse- und Informationsamts der
Bundesregierung stand am Donnerstag das Thema "Rechte Inhalte im Internet"
auf der Tagesordnung. Rund tausend deutsche Seiten, davon etwa 15 bis 20
Prozent strafrechtsrelevant, sind laut Brigitte Zypries, Staatssekretärin im
Bundesinnenministerium, derzeit bekannt. Problematisch gestalten sich
rechtliche Sanktionen vor allem dann, wenn die Betreiber, wie zunehmend
geschehen, auf ausländische Provider ausweichen.
Dementsprechend hielten die Vertreter der Internetwirtschaft juristische
Maßnahmen zwar für notwendig. Jedoch beteuerten AOL-Deutschland-Sprecher
Jens Nordlohne und Arthur Waldenberger, Vorstandschef der Freiwilligen
Selbstkontrolle Multimedia-Dienstanbieter (FSM), vor allem das Bestreben,
rechtsextreme Inhalte in Eigenregie aus dem Internet zu kippen. Bei der FSM
gingen im vergangenen Jahr Beschwerden gegen 274 deutsche Webseiten ein,
davon 131 aufgrund rechtsradikaler Inhalte. "Sie werden kaum einen Provider
finden", sagte Waldenberger, "der mit solchen Inhalten assoziiert werden
möchte."
Dies rief bei David Gall, Herausgeber des jüdischen Online-Dienstes
haGalil onLine, heftiges Unbehagen hervor. Beim Kampf gegen den
Antisemitismus müsse zweitrangig sein, ob wirtschaftliche Interessen
betroffen wären, es gehe vielmehr um die konsequente Umsetzung des geltenden
Strafrechts. So betrachtete auch Joachim Wehnelt, "Woche"-Redakteur und
Sprecher der Medieninitiative NetzGegenRechts, die FSM eher als Manöver,
"juristischen Handhabungen auszuweichen".
Am Ende der Diskussion erkannte auch Moderator Herbert Riehl-Heyse
("Süddeutsche Zeitung"), im Gegensatz zu CCC-Sprecher Müller-Maguhn, dass
die Schnittmenge zwischen den Diskutanten dann doch nicht so groß war: "Ich
will gar nicht erst versuchen, ein Fazit zu ziehen".
Podiumsdiskussion zum
Thema:
"Rechtsextremismus im Internet" |